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Montag, 29. April 2013

Gülen über Geschlechterrollen im Islam

"Gott hat alles in Paaren erschaffen"
Die Gleichberechtigung der Frau im Islam lässt sich an bestimmten Aspekten wie die Gleichheit vor Gott und in dem Grund der Erschaffung beider Geschlechter festmachen. Wie widerspiegelt sich dieser Sachverhalt in den Aussagen Gülens? Was meint Fethullah Gülen, wenn er von „Unterschieden zwischen Frau und Mann" spricht, oder schreibt? Da diese Fragen nach einer Zusammenstellung von Zitaten und Stellungnahmen Gülens nicht ungeklärt bleiben, sollen diese unter die Lupe genommen werden.

Eindrücke aus dem Koran


Wenn es um die Grundlagen des Islams geht, werden Frauen und Männer im Koran gleichwertig nebeneinander angesprochen1. Aber wieso gibt es eine Sura im Koran, die mit der Überschrift „An-Nisa" deutlich macht, dass sie den Frauen gewidmet ist?2 Wieso gibt es keine Sura, die explizit die Männer anspricht oder in dem es um den Mann geht. Der Prophet Muhammed erwähnt in einem Hadith, dass das Achten der Mutter einen jeden ins Paradies bringen kann3. Bei diesem Hadith geht es nicht darum, die Frau zum Mutter-Werden zu motivieren. Es soll zum Achten der Mutter verleitet werden. Wieso werden Frau und Mann hierbei nicht „gleich" behandelt? Es gibt sicher Zitate des Propheten Muhammed, die auch das Achten der Väter empfehlen. Aber keines ist so schwergewichtig wie das über das Achten der Mutter. Liegt es daran, dass sie eine Frau ist? Wie erklärt Fethullah Gülen solche Punkte, die in der Thematisierung von Frau und Mann im Islam auffällig sind. Fethullah Gülen erwähnt neben den Gemeinsamkeiten und der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann auch „mögliche Unterschiede zwischen Mann und Frau"4.

„Gott hat alles in Paaren erschaffen"

 

„So sind Männer in der Regel physisch stärker und eher dazu in der Lage, Strapazen zu ertragen, während Frauen tiefere Gefühle haben: sie sind mitfühlender, zarter, aufopferungsvoller. [...] Allerdings dürfe [laut Gülen] aus solchen Unterschieden keine Rangordnung abgeleitet werden. Ebenfalls auf der Grundlage des Korans bestätigt Gülen, dass von den subatomaren Teilchen bis hin zu den Menschen, Gott alles in Paaren erschaffen hat, die eine Einheit bilden."5
Hier wird in der Koran-Exegese durch Gülen ersichtlich, dass in keinster Weise weder die Frau als Ursprung allen Übels gesehen, noch als „Derivat" des Mannes betrachtet. Das Gewicht „dieser Aussagen, die tatsächlich aus dem Koran abgeleitet sind, erschließt sich einem westlichen Publikum erst dann, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass in der jüdisch-christlichen Tradition Eva als Derivat Adams und als die Quelle allen Übels, als Anstifterin zum Sündenfall gilt."6 Wenn Gülen von Unterschieden zwischen Frau und Mann im Islam spricht, ist es in keinster Weise aristotelisch: „Aristoteles war der Auffassung, Frauen seien unvollkommene Männer, d.h. unvollständige Wesen, von Natur aus Gegenstand von Unterordnung".7
Gülen erklärt, was er meint, wenn er von Unterschieden zwischen Frau und Mann spricht: „Zwar unterscheiden sich Frauen in Körperbau und Psyche von den Männern; das bedeutet jedoch nicht, dass der eine dem anderen überlegen wäre. Stellen wir sie uns vielmehr wie den Sauerstoff und den Stickstoff in der Luft vor. Beide erfüllen bestimmte Aufgaben und sind in gleichem Maße aufeinander angewiesen. Männern an Frauen oder Frauen an Männern zu messen, ist genauso absurd, wie über die Substanzen in der Luft zu sagen: „Stickstoff ist wertvoller" oder „Sauerstoff ist wertvoller". Hinsichtlich ihrer Erschaffung und hinsichtlich der Aufgabe, die sie in dieser Welt zu erfüllen haben, gibt es zwischen Mann und Frau keinen Unterschied; in ihrem Aufeinander-angewiesen-Sein sind sie wie die beiden Seiten ein und derselben Medaille."8

Die Frau – „ein einzigartiger Diamant"

 

Gleich behandelt Gülen Frau und Mann in seinen Schriften zu Gunsten der Frau nicht. In allen Schriften und Predigen schreibt und spricht Fethullah Gülen über die Frau sehr achtsam und wertschätzend. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Frau als „einzigartiger Diamant", „ehrenhaft", „Blüte" oder „Edelstein" bezeichnet wird.9 Gülen schreibt: „Eine Frau, die in ihrer Innenwelt der Rechtschaffenheit eine große Bedeutung zumisst, ähnelt einem Kristallkronleuchter; in jedem Augenblick verbreitet sie ihr Licht im ganzen Haus. Die wichtigsten Kenntnisse, die sie besitzen sollte, liegen im Bereich der sozialen Erziehung." 10Aus diesem Auszug geht hervor, dass Gülen der Frau eine bestimmte Kompetenz zuschreibt: und zwar die der sozialen Kompetenz, aber er schließt andere Fähigkeiten keineswegs aus.

Fast 100 % aller Männer im Bau und Transport tätig11

 

Gülen beschränkt „die Aufgabe" der Frau nicht nur darauf, die soziale Erziehung zu übernehmen, aber misst die Übernahme dieser Aufgabe seitens der Frau oder der Frauen eine hohe Bedeutung zu. Das statistische Bundesamt gibt Folgendes bekannt: „Einen Frauenanteil von über 80 % wiesen die Gruppen der Gesundheitsdienstberufe und der sozialen Berufe auf. Hierzu zählen etwa Krankenschwestern, (...) sowie Erzieherinnen und Altenpflegerinnen."12 Genauso hält das statistische Bundesamt fest, dass besonders physisch anstrengende Berufe zu 99 % von Männern ausgeübt werden.13


Unterschiedliche Interessen

 

Es stellt sich die Frage, ob trotz jeder Mühe, die Geschlechter gleich zu stellen, sich die unterschiedlichen Geschlechter nicht aufgrund ihres Wesens sich für einen bestimmten Beruf entscheiden. Gülen geht es um das Aufzeigen von den Wesensunterschieden und körperlichen und psychischen Grenzen und Stärken der Frau und des Mannes. Dass Frau und Mann sowohl körperlich, als auch biologisch, wie auch psychisch ungleich sind, stehe außer Frage. Gleich sind Frau und Mann in ihrem Wesen nicht und somit können sie das auch in ihren Interessen im Detail nicht sein.14 So existiert jedoch keine Überlegenheit im Geschlecht, sondern es ist von einem Sich-Einander-Ergänzen die Rede15: „Es geht hierbei nicht darum, dass Frauen sich als Menschen zweiter Klasse fühlen sollen, aber auch nicht um die Gleichheit zwischen Frau und Mann."16 Wenn es um die Pflichten der Frau und des Mannes geht, sei keine Aufgabe „besserer" oder „niederer" Natur als die Aufgabe des Gegenübers. Gülen betont die Arbeitsteilung zwischen Frau und Mann."17 So kann ein angenehmes Leben für beide Geschlechter gewährleistet werden, indem Aufgaben, die das Wesen ansprechen und auf das Geschlecht zugeschnitten sind, übernommen werden. Da braucht sich auch keiner zwangsweise in ein anderes Geschlecht hineinzuzwängen.

Frau – die Quelle der Barmherzigkeit

 

Es gibt viele Beispiele, an denen sich die unterschiedlichen Interessen erkennbar machen. Wenn Gülen von der Frau als „Quelle der Barmherzigkeit"18 spricht, dann nimmt er Bezug auf die wesentlichen Eigenschaften einer Frau: „Was ihre inneren Potenziale betrifft, so wurde die Frau als Inbegriff von Mitgefühl und Zuneigung erschaffen. Mitgefühl und Zuneigung gehören seit jeher zu ihrem Naturell und Wesen. Eine Frau mit einem reinen, durch keine äußeren Beeinträchtigungen verunreinigten Naturell denkt, spricht, sitzt und steht mit Mitgefühl und Zuneigung."19 Gülen betont, dass „vor ihrer Erschaffung (...) der Prophet Adam einsam [war], der Umwelt (...) jeder Geist [fehlte], der Mensch (...) zum Aussterben verurteilt [war]."20
An einer anderen Stelle sagt er, „Gott hat die Frau als die Partnerin des Mannes erschaffen. Adam konnte nicht ohne Eva sein und Eva nicht ohne Adam. Dieses erste Paar wurde mit der überaus wichtigen Pflicht betraut, als Spiegel und Deuter zu agieren, sowohl im Namen ihres Schöpfers als auch um der Schöpfung willen. Sie waren wie zwei Körper mit einer einzigen Seele und repräsentierten zwei Gesichter einer einzigen Wahrheit. Mit der Zeit jedoch hat primitives und grobschlächtiges Denken diese Balance zerstört; und gleichzeitig gerieten auch die Harmonie innerhalb der Familie und die Ordnung in der Gesellschaft in Unordnung." So sei es laut Gülen wichtig, dass eine Frau sich ihrer inneren Tiefe bewusst sei und die Grenzen ihrer Natur achte, damit die Harmonie und das Gleichgewicht innerhalb einer Gesellschaft nicht aus den Fugen gerät.21
Gülen betont, dass in denjenigen muslimischen Haushalten, in welchen die Frau scheinbar religiös begründet schlecht behandelt wird, es aus Unwissenheit über die Inhalte im Islam und aus traditionellem Verständnis von Geschlechterrollen geschieht.22
Wenn die Frau ihrem Wesen entsprechend gehandelt hätte, und ihr auch der Wert, den sie verdient, gegeben worden wäre, wären bisher etliche Eliten bisher herangewachsen.23

Frauen wie Hatica, Aisa oder Fatima

 

Die große Hoffnung, die Gülen schürt, sind Frauen, die im jetzigen Jahrhundert wie Hatica, Aisa, Fatima, Hafsa und etliche Heldinnen der islamischen Geschichte wirken und werken. „In der Frühzeit des Islam beispielsweise führte Aischa, die Frau des Propheten, ein Heer an. Außerdem fungierte sie als religiöse Gelehrte, deren Ansichten jedermann akzeptierte. Frauen beteten in den Moscheen mit den Männern gemeinsam. Selbst eine alte Frau konnte dem Kalifen in der Moschee in einer Rechtsfrage widersprechen. Noch im Osmanischen Reich des 17. Jahrhunderts zollte die Frau eines britischen Botschafters den Frauen Anerkennung und rühmte voller Bewunderung ihre Bedeutung in Familie und Gesellschaft"24
Für Gülen ist das Potential, was Frauen in seinen Augen mitbringt, bemerkenswert, sodass er ein starkes Engagement von Frauen nicht wegdenken mag und es bedauert, wenn Frauen sich einschüchtern lassen. Dazu bemerkt Gülen in einem Interview mit Rainer Hermann, dass er mangelnde Partizipation von Frauen innerhalb der Gesellschaft bedauere.25 Dennoch weiß er diejenigen Frauen zu schätzen, die ehrenamtlich schon Kontinente wechselten, altruistisch unterwegs sind und ausgetrockneten Kehlen aus ihrer Quelle der Barmherzigkeit Wasser spenden.26

Gleichwertig aber nicht identisch

 

So kann zusammengefasst werden, dass Frauen anders als Männer, aber nicht weniger oder mehr effektiv als Männer werken und wirken. Sie ergänzen sich einander und weder der Mann ist effektiver als die Frau, noch die Frau besser als der Mann. In der Institution „Familie", das aus Vater, Mutter und Kind besteht, ist der Bezug, den ein Kind gegenüber seiner Mutter hat, ein ganz anderer, als der Bezug zum Vater. Dies hängt nicht zuletzt mit der Dauer der Schwangerschaft zusammen, in welcher die Mutter und das Kind ein Teil sind. Wenn in der kleinsten Institution der Gesellschaft „Familie" die Mutter vor allem dazu dient, dem Kind soziale Kompetenz weiterzugeben, und der Vater vor allem das Selbst- und Verantwortungsbewusstsein eines Kindes nicht unbedingt bewusst beeinflusst, dann ist daraus zu schließen, dass die Einflüsse von Frauen und Männern auch in größeren Gesellschaften als die der Familie unterschiedlicher Art sind.
Frau und Mann stehen also wie zwei Säulen der Gesellschaft, die unterschiedlich verziert sein können, aber die trotzdem beide nötig sein können, um das Gebäude aufrecht zu erhalten. Denn die Abwesenheit von einer der beiden Säulen würde das Einbrechen des Gebäudes bedeuten. So kann festgehalten werden, dass Frau und Mann gleichwertig sind, aber der Beitrag, den beide Geschlechter leisten kein gleicher ist.

Elif Soyer, Heidelberg
Quelle: GülenNEWS

[1] Vgl. Koran: 33:35 : Aus dem Arabischen von Max Henning. Istanbul 2002:
„Wahrlich, die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen, die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die standhaften Männer und die geduldigen Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen, die Almosen spendenden Männer, die Almosen spendenden Frauen, die fastenden Männer und die fastenden Frauen, die fasten, die ihre Keuschheit wahrenden Männer und die ihre Keuschheit wahrenden Frauen, die Allahs häufig gedenkenden Männer und die Allahs häufig gedenkenden Frauen - Allah hat für sie Vergebung und großen Lohn vorgesehen.“                                                                                         
[2] Vgl. Sura 4, „Die Frauen (an-Nisa)“.
[3] Vgl. Mehmet Gündem: Fethullah Gülen’le 11 Gün, S. 176. /
 Hadith zu finden bei: a) İbn Hanbel, V, 198 und b) (Nesâî, Cihad, 6).
[4] Hunt & Aslandogan 2012, S. 193.

[5] Hunt & Aslandogan 2012, S. 193 / Ünal & Williams 2000, S.138.
[6] Genesis 3,1; Tim 2,11-15 / Hunt & Aslandogan 2012, S. 193.
[7] Hunt & Aslandogan, S.194. / Vgl. Peters 1968.
[8] http://www.fragenandenislam.de/makale/die-frau-eine-quelle-der-barmherzigkeit

[9] Gülen, Perlen der Weisheit 2005, Mörfelden-Walldorf, fontäne-Verlag, S. 71f.
[10] Gülen, Perlen der Weisheit, S. 71.
[12]Statistisches Bundesamt, [Stand 21. April 2013].
[13]Statistisches Bundesamt, [Stand 21. April 2013].
[15] Vgl. Ertugrul Özkök: Hocaefendi Speaks, [Stand 22.4.2013].

[16]Mehmet Gündem: Fethullah Gülen’le 11 Gün. Istanbul 2005. S. 176.
[17] Mehmet Gündem: Fethullah Gülen’le 11 Gün. Istanbul 2005. S. 176.
[20] http://www.fragenandenislam.de/makale/die-frau-eine-quelle-der-barmherzigkeit Absatz 7 und http://tr.fgulen.com/content/view/694/3/ Absatz 7

[22] Vgl. http://tr.fgulen.com/content/view/13971/9/, 1. paragraf:
Bu iddia, şayet onu ortaya atanlar kasıtlı ve ön yargılı insanlar değillerse, Hak Din'in bu mevzuda vaz' ettiği ölçülerin bilinmemesinden ve tarih boyunca bilhassa âdetlerden gelen yanlış anlayış ve yanlış uygulamaların İslam'a mal edilmesinden kaynaklanmaktadır.”
[23] http://tr.fgulen.com/content/view/13971/9/ Absatz 35 : Vgl.: “Doğrusu, Devr-i Risalet Penâhî'de kadının hak ve sorumluluklarının tam belirlendiği, özellikle hasta olduğu hallerde ve hayız, nifas gibi hususi durumlarında ona kaldıramayacağı yüklerin yüklenmediği; fakat, onun çok defa savaşlara bile katıldığı, yaralılara baktığı, tedavi için gerekli malzemeleri hazırladığı, savaşçılara hizmet ettiği ve hatta bizzat savaştığı; normal zamanlarda da bilhassa …”
[24] Ertugrul Özkök: Hocaefendi Speaks
[25] Vgl. Rainer Hermann: „Islam und Moderne stehen nicht im Widersprich". 06.12.2012, FAZ
[26] http://tr.fgulen.com/content/view/13971/9/ dritter Absatz von unten

Dienstag, 16. April 2013

Hizmet-Stiftung in Deutschland auf dem Weg

Gülen-Bewegung: „Durch Transparenz Akzeptanz erhöhen“

Medien werfen der von Fethullah Gülen inspirierten Freiwilligenbewegung immer wieder mangelnde Transparenz vor, ohne deutlich zu machen, was man darunter versteht. Eine Stiftung soll nun helfen, offene Fragen zu klären. (Foto: zaman)

Die Hizmet-Bewegung möchte durch die Einrichtung einer Stiftung von sich aus einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit setzen. Diese soll nicht nur den Medien oder der Politik gegenüber eine nachvollziehbare Struktur bieten, sondern auch als Ansprechpartnerin für die Dialogvereine und Bildungsinitiativen darstellen, die sich Hizmet verbunden fühlen.

Ercan Karakoyun, geschäftsführender Vorsitzende des „Forum für interkulturellen Dialog e.V.“ (FID) in Berlin und DTJ-Kolumnist, koordiniert derzeit eine Arbeitsgruppe, um die Gründung der geplanten Stiftung von Hizmet in Deutschland vorzubereiten.

Dem DTJ gegenüber erklärt er, wie diese Stiftung helfen soll, Transparenz und Akzeptanz zu schaffen.

Warum soll eine Hizmet-Stiftung in Deutschland gegründet werden?

Wir engagieren uns in unzähligen Vereinen und Projekten auf lokaler Ebene für die Gesellschaft und übernehmen soziale Verantwortung in Deutschland. Unsere Arbeitsgemeinschaft möchte dazu beitragen, unsere Werte, Ideen und Aktivitäten noch besser zu kommunizieren, um so die gemeinsamen Ziele der unterschiedlichen Vereine und Projekte zu erreichen. Wir sind nach vielen Diskussionen zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Stiftung uns dabei helfen kann. Mit der geplanten Stiftung wollen wir also Informationsarbeit über das Hizmet-Netzwerk leisten und damit durch die Schaffung von Transparenz die Akzeptanz für Hizmet in Deutschland weiter erhöhen.

Was wollen Sie mit der Stiftung erreichen?

Die Stiftung soll einerseits den Austausch der Engagierten innerhalb des Hizmet-Netzwerks fördern und andererseits helfen, den Dialog mit gesellschaftlichen Akteuren, Politik und Medien auszubauen. Die Stiftung wird allerdings nicht das offizielle Sprachrohr des Netzwerkes sein. Sie wird aber bei Bedarf als erster Ansprechpartner dienen und Kontakte zu Vereinen vermitteln, die sich mit der Idee von Hizmet verbunden fühlen und Teil der Stiftung sind. Die Stiftung möchte zudem lokale Projekte und Vereine vor Ort bei ihrer Arbeit in den Bereichen Bildung, Schule, Dialog, Medien und Wirtschaft unterstützen und ihnen ein deutlicheres Profil geben.

Wann soll es mit der Stiftung richtig losgehen? Und wer kann sich dort alles engagieren?

Derzeit befinden wir uns noch in den Vorbereitungen und haben dazu eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Das Engagement zur Gründung der Stiftung steht grundsätzlich Vereinen eben so offen wie Einzelpersonen - sie entscheiden, wie sie sich in der Arbeitsgemeinschaft einbringen wollen und können. Wir freuen uns über jeden, der uns durch Ideen und Engagement dabei hilft, die geplante Stiftung auf ein solides Fundament zu stellen.

Wie wird sich die geplante Stiftung finanzieren?

Wir sind derzeit auf der Suche nach Sponsoren, die uns mit Stiftungskapital unterstützen.

Wer ist bereits alles bei der Arbeitsgemeinschaft dabei?

Die Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft sind Menschen, die sich für Hizmet engagieren und von Fethullah Gülen inspiriert sind. Alle verbinden die Werte und Ideen von Hizmet. Die meisten der rund zwei Dutzend Mitglieder sind Vorstandsmitglieder der Dialogvereine oder von Vereinen aus dem Bildungs- und Schulbereich, es arbeiten aber auch Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien mit.

Donnerstag, 4. April 2013

Gülen über Frauen und die Stellung der Frauen innerhalb der Bewegung

 

„Die Hälfte der Menschheit, die der anderen erst Sinn gibt"

Fethullah Gülen hat sich stets umfangreiche Gedanken darüber gemacht, wie sich die Gleichberechtigung der Frau im Islam auch in den Reihen der von ihm inspirierten Freiwilligenbewegung besser abbilden könnte.
Viele Angehörige, aber auch kritische Beobachter der Gülen-Bewegung, kennen die Aussagen des Gelehrten zum Thema Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Frau. Er betonte immer wieder, dass Frauen jene Hälfte der Menschheit wären, die der anderen erst einen Sinn gäbe.1 Lässt sich aber nicht dennoch eine ausgeprägte Passivität der Frauen innerhalb der Gülen-Bewegung beobachten? Wenn für Gülen Frau und Mann zwei Hälften eines Ganzen sind, wieso sind dann Männer in dieser „Bewegung der Freiwilligen und Ehrenamtlichen", wie sich die von Gülen inspirierte Bewegung nennt, dennoch aktiver als Frauen? Sind für Gülen Mann und Frau überhaupt gleich?
Um dieser Frage nachzugehen, sollen hier Auszüge aus unterschiedlichen Interviews, der empirischen Studie Helen Rose Ebaughs und Textstellen aus Gülens Werken zusammengefasst werden.
So bemerkt Gülen etwa in einem Interview, das Thema „Frauenrechte" wäre sehr umfangreich. Es falle ihm schwer, sich hierzu im gegebenen Rahmen kurz zu fassen und diesen nicht zu sprengen. „Einerseits machen wir heutzutage keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau. Andererseits gibt es sowohl physische als auch psychische Unterschiede zwischen ihnen",2 so der Gelehrte.

„Frau und Mann ergänzen sich"

Wenn es bei Gülen um Mann und Frau geht, geht er auch von einem bestimmten Wesen dieser aus: „Meiner Meinung nach sollten Männer und Frauen wie zwei Seiten einer Wahrheit, zwei Seiten einer Medaille sein. Frauen sind ohne Männer nichts, und Männer sind ohne Frauen nichts; zusammen wurden sie erschaffen. Aus diesem Grunde wurde Adam eine Gefährtin zur Seite gestellt. Mann und Frau ergänzen einander"3, sind Worte Gülens, die es deutlich außer Frage stellen, inwiefern überhaupt Mann und Frau als ungleich zu betrachten wären.
Ein hoher Stellenwert wird von ihm hingegen der Gleichberechtigung und der Gleichwertigkeit zwischen Frau und Mann zugemessen. Dabei beruft er sich auf den Koran: „Kein Mann kann ohne Frau und keine Frau kann ohne Mann existieren, sie wurden gemeinsam geschaffen."4 Gülen betont, dass „in den Köpfen vieler Menschen, unter anderem auch jener selbst ernannter Verteidiger von Frauenrechten und vieler Männer, die sich als Muslime bezeichnen, Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Für uns ist die Frau Teil eines Ganzen – eine Hälfte, die der anderen Hälfte erst einen Sinn gibt."5
Gülen glaube laut eigener Aussage in seinem Werk „Muhammad: Der Gesandte Gottes", dass die wahre Einheit eines Menschen immer dann zutage trete, wenn diese beiden Hälften zusammenfänden. Solange diese Einheit nicht existiere, würden auch „die Menschheit, die Prophetenschaft, der Stand der Heiligen, ja selbst der Islam nicht existieren."6

„In den Grundprinzipien des Islam gibt es keinen Unterschied zwischen Frau und Mann"

Auf die Frage des Journalisten Rainer Hermann von der F.A.Z., ob für Gülen Mann und Frau gleich seien, antwortet Gülen, dass die Frau im gleichen Maße wie der Mann eine freie und eigenständige Persönlichkeit sei. „Ihre Weiblichkeit hebt keine der Qualifikationen auf, die sie besitzt, verengt sie auch nicht. Wenn eine ihrer Rechte berührt wird, kann sie, wie die Männer, ihre Rechte einfordern. Besitzt sie, was jemand anderes hält, kann sie es zurückholen. Muslime unterschiedlicher Völker hatten ihren historischen Erfahrungsschatz mit dem Kleid des Islam gekleidet, sie präsentierten ihre Gewohnheiten und Traditionen, als gehörten sie zu den Grundlagen der Religion. In dieser Richtung gab es auch einige theologische Gutachten, Idschtihads. So wurden die Rechte der Frau veräußert, von Tag zu Tag wurde sie in einen immer engeren Bereich gedrängt und sie wurde, ohne zu erfassen, worauf das Ganze hinausläuft, in einigen Gebieten sogar ganz aus dem Leben ausgeschlossen. Einen Unterschied der Frau zum Mann gibt es bei keinem der Themen, die die Grundprinzipien des Islam betreffen – etwa bei der Glaubens- und Meinungsfreiheit, den Besitz- und Verbraucherrechten, der Gleichheit vor dem Gesetz, dem Recht auf eine gerechte Behandlung vor dem Gesetz, dem Recht auf Heirat und der Gründung einer Familie, dem Recht auf Intimität und die Unantastbarkeit der Privatsphäre. Wie bei Männern stehen auch ihr Besitz, Leben und ihre Sexualität unter Schutz. Wer das verletzt, dem drohen schwere Strafen."7

„Frauen sind aus der Partizipation nicht wegzudenken!"

Was die Rollenzuschreibungen von Frau und Mann im Islam angeht, sieht Gülen keinen Grund, Frauen aus dem Engagement im sozialen Leben oder von der Teilhabe am politischen Leben wegzudenken: „In der sozialen Atmosphäre muslimischer Gesellschaften, die nicht von den Sitten unislamischer Traditionen ,verunreinigt' sind, nehmen die Frauen am alltäglichen Leben teil. In der Frühzeit des Islam beispielsweise führte Aischa, die Frau des Propheten, ein Heer an. Außerdem fungierte sie als religiöse Gelehrte, deren Ansichten jedermann akzeptierte. Frauen beteten in den Moscheen mit den Männern gemeinsam. Selbst eine alte Frau konnte dem Kalifen in der Moschee in einer Rechtsfrage widersprechen. Noch im Osmanischen Reich des 17. Jahrhunderts zollte die Frau eines britischen Botschafters den Frauen Anerkennung und rühmte voller Bewunderung ihre Bedeutung in Familie und Gesellschaft"8, teilt Gülen mit.
Helen Rose Ebaugh, Professorin für Religionssoziologie und Erforschung der Weltreligionen an der University in Houston, die eine empirische Studie über die Gülen-Bewegung schrieb, nahm ihre Vorwürfe, Frauen stünden in dieser Bewegung eher im Hintergrund9, zurück, nachdem sie zur Vorstellung ihrer empirischen Studie über die Gülen-Bewegung durch Deutschland gereist war10. Und das, obwohl sich Gülen selbst immer noch nicht zufrieden zeigt mit dem Grad der Repräsentanz von Frauen in Entscheidungspositionen innerhalb der Bewegung. Er ermuntert in seinem Interview mit Rainer Hermann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6.12.2012 Frauen zu noch mehr Teilhabe am sozialen Leben. Gülen bedauert die mangelnde Partizipation der Frauen innerhalb der Bewegung: „Auch wenn wir diesbezüglich im Vergleich zu früher enorme Wege zurückgelegt haben, ist die Partizipation der Frauen in der Gesellschaft und in der Bewegung nicht dort, wo sie sein müsste. Sie hat das gewünschte Niveau nicht erreicht."11

„Die Rolle der Frau ist nicht auf das Häusliche beschränkt"

Allgemein sagt Gülen, dass „die Rolle der Frau nicht auf die Beschäftigung zu Hause und auf das Großziehen der Kinder beschränkt ist. Die Frau im Islam gehört zu den Themen, die im Westen negativ und am häufigsten behandelt werden. Der Grund ist, dass die Muslime Dinge praktizieren, die den Grundwerten des Islam widersprechen. Einiges, was negativ erscheint, muss man im Zusammenhang mit den Bedingungen der jeweiligen Epochen und Staaten bewerten. Zudem herrschen in einigen Regionen und Gesellschaften weiter Gewohnheiten und Traditionen, die es vor dem Islam gegeben hat und die weitergeführt werden. Das dem Islam anzurechnen, ist nicht richtig. Für die islamische Religion ist es aber niemals zulässig, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und ihren Handlungsspielraum einzuschränken. Die Muslime missachten dies leider. Ein grobes Verständnis und ein plumpes Denken haben damit das System zerstört, welches auf der gegenseitigen Hilfe von Mann und Frau sowie auf dem gemeinsamen Teilen aufgebaut war. Mit dieser Zerstörung wurden auch der Familienfrieden und die gesellschaftliche Ordnung zerstört."12
Insgesamt bedauert es Gülen, dass Frauen „nur allzu oft als Objekte der Begierde, als Mittel zur Unterhaltung oder als Werbematerial missbraucht werden." 13Aber laut Gülen bergen selbst solche Phasen der Dunkelheit auch Aussichten auf Wendepunkte in sich, die den Frauen helfen würden, sich zu erneuern und ihr wahres Wesen zu erkennen: „Ähnlich den Tagen, die auf Nächte folgen"14 – so die den Frauen Hoffnung gebenden Worte Gülens.

Elif Soyer, Heidelberg

Quelle: GülenNews
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1- Gülen: The Messenger of God, Muhammad: An analysis of the Prophet's life. Übersetzung von Ali Ünal: Muhammad: Der Gesandte Gottes, New Jersey 2005, S. 162.
2- Ertugrul Özkök: Hocaefendi Speaks; übersetzt aus: Hürriyet, 23.-30.01.1995
http://www.dialog-berlin.de/Von-Fethullah-G%C3%BClen/guelen-ueber-frauen-und-frauenrechte-im-interview-fuer-huerriyet.html [Stand: 14.03.2013]
3- Ertugrul Özkök: Hocaefendi Speaks;
4- Vgl. Robert A. Hunt, Yüksel A. Aslandogan: Unsere Mitbürger. Muslime in der Postmoderne. Frankfurt am Main 2012. S.
5- Gülen: The Messenger of God, Muhammad. S. 162 und vgl. Hunt; Aslandogan: Mitbürger. S. 192f.
6- Vgl. Hunt; Aslandogan: Mitbürger. S.193.
7- Vgl. Rainer Hermann: Prediger Fethullah Gülen im F.A.Z.-Gespräch. „Islam und Moderne stehen nicht im Widerspruch". Reportage vom 06.Dezember 2012: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/prediger-fethullah-guelen-im-f-a-z-gespraech-islam-und-moderne-stehen-nicht-im-widerspruch-11983556.html, [Stand: 31.März 2013]
8- Ertugrul Özkök: Hocaefendi Speaks
9- Vgl. Helen Rose Ebaugh: Die Gülen-Bewegung. Eine empirische Studie. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2012, S. 217f.
10- Vgl. Elif Soyer: Lob an die Gülen-Bewegung, Mannheim, 31.März 2012. http://elifsoyer.blogspot.de/2012/03/berichtikus.html, [Stand 31.März 2013].
11- Vgl. Rainer Hermann: „Islam und Moderne stehen nicht im Widersprich".
12- Vgl. Rainer Hermann: Prediger Fethullah Gülen im F.A.Z.-Gespräch. „Islam und Moderne stehen nicht im Widersprich". Reportage vom 06.Dezember 2012.
13- Gülen: Perlen der Weisheit. Mörfelden-Walldorf. 2005. S. 71.
14- Gülen: Perlen der Weisheit. S. 71f.